VII. Lichtloch

Oberberghauptmann von Herder entwarf und begründete 1838 den Plan zur Anlage eines Tiefen Meißner Erbstollns. Sein ursprüngliches Projekt wurde von Bergmeister Weissenbach abgeändert, der den Verlauf des Stollen beibehielt, sein Mundloch aber an der Triebisch ansetzte.
Statt der ursprünglichen Teufe von ca. 300 m war der Stollen nunmehr mit einer Tiefe von 230 m (Niveau Reiche Zeche) vorgesehen. Weissenbachs Projekt wurde von den beiden sächsischen Ständekammern genehmigt und im wesentlichen staatlich finanziert.

Baubeginn war 1844. Der Stollen sollte unter Verwendung von sieben Lichtlöchern im Gegenortbetrieb aufgefahren werden. 1865 entschied man sich zur Anlage eines achten Lichtloches. Zur Geschichte des Rothschönberger Stolln, insbesondere über seine Auffahrung sowie die erhaltenen Sachzeugen, gibt es zahlreiche Veröffentlichungen in der Literatur. Als Optimalwert für sein Ansteigen wurde 3 cm auf 100 m, als Profil 3 m (Höhe) x 2,5 m (Breite) festgelegt. Statt des geplanten Abzugsgraben legte man eine 847 m lange Abzugsrösche an. Im Jahre 1873 hatte das 8. Lichtloch das Niveau des Rothschönberger Stolln erreicht und es wurden die Örter angeschlagen.

Nach unwesentlichen Auffahrungen im Stollenniveau wurden stark wasserführende Klüfte angefahren. Das erschrotene Wasser stand mit den abgesoffenen Grubenbauen des Freudensteiner Kunstschachtes in Verbindung. Der Betrieb, sowohl aus dem 8. Lichtloch, als auch aus dem Hoffnung Kunst- und Treibeschacht von Oberes Neues Geschrei, musste wegen Aufschlagwassermangel zeitweise eingestellt werden. Über den Beihilfer Querschlag erfolgte 1875 die Zäpfung der Wasser der Halsbrücker Baue über den Beihilfer Querschlag. 1876 wurde der Durchschlag zwischen 7. und 8. Lichtloch geschaffen, wenig später vollzog man den Durchschlag in die inzwischen wasserfreien Abbaue des Halsbrücker Spates mit dem Hauptort des Rothschönberger Stolln. Am 21.03.1877 erfolgte der Durchschlag zwischen dem staatlichen (fiskalischen) Ort und dem Gegenort von der Grube Oberes Neues Geschrei. Wenige Tage später, am 12.04.1877, gab es am Durchschlagspunkt eine kleine Gedächtnisveranstaltung.

Der Stollen wurde nach einer Gesamtbauzeit von 33 Jahren beendet, ursprünglich geplant waren 22 Jahre. Die Kosten lagen in einer Größenordnung von 7,1 Millonen Mark und somit 3 Millionen Mark über dem Plan. Die Ursachen lagen in den erheblichen technischen Schwierigkeiten und der spürbaren Geldentwertung zu dieser Zeit.

Später fuhr man einen Stollenflügel in Richtung der Gruben Isaak und Churprinz auf. 1895 erfolgte der Durchschlag des Rothschönberger Stolln in die Kunstschächte von Churprinz. Nach seiner kompletten Fertigstellung sollte der Stollen inclusive aller Seitenflügel eine Gesamtlänge von insgesamt 50,9 km haben. Um die Jahrhundertwende zum 20. Jahrhundert wurden beim Rothschönberger Stolln umfangreiche nachträgliche Sicherungsarbeiten durch Gewölbeeinzüge vorgenommen. Seit dieser Zeit fanden keine nennenswerten Sicherungsarbeiten auf dem Stollen mehr statt.

Die Beaufschlagung der Wasserräder und der Wassersäulenmaschine erfolgte über den in Freiberg beginnenden Roten Graben. Um die Wässer durch den Johannisberg hindurchzuleiten wurden eigens für das VII. Lichtloch Röschen angelegt.

Diese sind in einem guten, standsicheren Zustand, heute noch befahrbar und sollen nach denkmalgerechter Wiederherstellung der Mundlöcher zukünftig der Öffentlichkeit wieder zugängig gemacht werden. Der ursprünglich vorhandene Aufschlaggraben wurde durch die Anwohner der "Grubensiedlung" verfüllt.

Zur Aufbewahrung des benötigten Sprengstoffes wurde 1845 ein Pulverhaus errichtet. Dieses befand sich etwas abseits des Treibehauses und ist heute noch komplett erhalten.

Das Gebäude der Bergschmiede wurde nach Fertigstellung des Rothschönberger Stolln zu Wohnzwecken umgenutzt. In der Zeit der Sachsenerz-AG von 1937 bis 1945 befand sich in der Schmiede eine Großküche zur Versorgung der Bergleute (Fremd- und Ostarbeiter) der Grube Beihilfe. Bis 1985 war das Gebäude bewohnt und danach dem Verfall preisgegeben. Ab 1988 fand sich eine Gruppe von interessierten Anwohnern zusammen, die sich des Gebäudes annahmen und erste Sicherungsmaßnahmen durchführten.

Aus dieser Gruppe interessierter Anwohner gründete sich 1992 der Verein VII. Lichtloch e.V. Die Sanierung des Gebäudekomplexes wurde dann ab 1995 mit Hilfe von ABM und Spendengeldern durchgeführt. Durch einen glücklichen Umstand fiel uns auch eine komplett eingerichtete, historische Schmiede in die Hände, so dass wir Diese an originaler Stelle nach 120 Jahren wieder errichten konnten. Weiterhin wurde die historische Bergzimmerei im Treibehaus wieder eingebaut.

Das 7. Lichtloch war von 1844 bis 1876 in Betrieb und besitzt eine Teufe von 123 m. von hier aus wurden 570 m nach Südwesten (in Richtung des 8.LL) und 1162 m nach Nordosten aufgefahren.
1846 wurde ein Kunstgezeuge in Betrieb genommen, 1850 ein Kehrrad mit Wassergöpel eingebaut. Die Radstuben sind z.T. wieder freigelegt. 1860 wurde zur Optimierung der Wasserhebung eine Wassersäulenmaschine eingebaut und 1867 die größte jemals gebaute Schwammkrug-Turbine, welche durch die Wässer des Churprinzer Bergwerkskanales beaufschlagt worden ist, der in diesem Zusammenhang stillgelegt worden ist. 1875 erfolgte mit dem Beihilfer Querschlag der Durchschlag zur Grube Beihilfe, somit konnte ein Teil der Wässer des Halsbrücker Spates gelöst werden.

Die 1901 nach Abbruch der Kaue verfüllten Radstuben wurden im Zuge einer ABM-Maßnahme ab 1997 schrittweise ausgegraben und sind heute bis in eine Tiefe von 3,0 m freigelegt. Es ist vorgesehen, nach Ergänzung der Gneismauerung die Radstuben komplett freizulegen und wieder eine Kaue zu errichten.


Im sanierten Gebäude der Bergschmiede hat der Verein jetzt sein Domizil. Der Verein VII. Lichtloch e.V. hat derzeit 29 Mitglieder. Wir treffen uns in unterschiedlichen zeitlichen Abständen zu Arbeitseinsätzen und Versammlungen, um das Objekt zu unterhalten und in kleinen Schritten weiter zu sanieren. Mehrmals im Jahr finden Tage der offenen Tür mit Schauschmieden, Sonderausstellungen, zur Montan- und Siedlungsgeschichte sowie Führungen statt.


Als kleines Highlight wurde im Juni 2006 aus dem Füllort des Rothschönberger Stolln ein originaler, hölzerner Befahrungskahn geborgen, dieser (nur ca. 350 kg schwere Kahn) konnte mit dem im Treibehaus befindlichen Handhaspel nach übertage gezogen werden und wurde in der historischen Zimmerei des
IV. Lichtloches in einer eigens dafür hergerichteten "Klimakammer" langsam getrocknet und konserviert. Der historische Kahn kann jetzt am IV. Lichtloch besichtigt werden.